Emirsian
Accidentally In Between
Hayk/Soulfood Start: 24. Juni 2011
Wer sich sattgehört hat am sparsam instrumentierten Indie-Folk, an Songs, die eine auf der Akustikgitarre gezupfte Akkordfolge zur atmosphärischen Endlosschlaufe werden lassen, an Liedern, deren einzige Dramatik darin besteht, sich vier Minuten lang langsam zu steigern, der spart sich die erste Platte von Emirsians Doppelalbum „Accidentally In Between“ besser für später auf.
Zwar verziert Aren Emirze, der Emirsian ist, im hypnotischen „Hit ’Em“ seine Fingerpickings geschmackvoll mit Obertönen, lässt „Care“ zum zarten Mantra werden und hat mit „Friends“ eine traurig-schöne Ballade im Repertoire. Doch die Ausdrucksmittel des Mannes, der sonst mit Harmful Noiserock macht, erschöpfen sich auf seinem dritten Solowerk zu schnell, wiederholen sich zu oft, und die zur Schau gestellte Empfindsamkeit verliert sich im Dekorativen.
Es war daher einer der besseren Einfälle Emirzes, ein Doppelalbum zu machen und auf die zweite Platte Neuinterpretationen von Volksweisen aus seinem Vaterland Armenien zu packen. Auch wenn man die Texte nicht versteht, ahnt man hinter den arabesk verschnörkelten Gesangsmelodien, den tänzerischen Rhythmen, den fein-pathetischen Arrangements eine lyrische Tiefe, die man auf der ersten Platte vermisst. Etwa wenn der traurige Walzer „Yar Ko Parag Boyin Mernem“ von einer Liebe erzählt, die bereit ist, alles zu opfern, oder sich das Hirtenlied „Hinkalla“ kurz in eine Rocknummer verwandeln darf.